Ein Abschied mit Stil

16.06.2025

Farben, Feingefühl und ganz viel Herz

Farben, Feingefühl und ganz viel Herz – ein Abschied mit Stil 

Zwei Jahre lang hat er im KJLA gewirkt – und wie! Ob mit Fotokamera, Kochkünsten oder pädagogischem Know-how: René Brodmann brachte nicht nur Fachwissen, sondern auch Kreativität, Humor und jede Menge handwerkliches Geschick ins Haus. Nun geniesst er seinen wohlverdienten Ruhestand. Zeit, zurückzublicken und ein paar Worte mit ihm zu wechseln… 

Zum Abschied hat René dem KJLA ein bleibendes Geschenk hinterlassen: eine sorgfältig zusammengestellte Auswahl an Kunstwerken verschiedener Künstlerinnen und Künstler, die seither unser Erdgeschoss mit Farbe, Tiefe und Leben erfüllt. Wir haben mit René über seine Leidenschaft gesprochen. Im Magazin gibt er uns einen spannenden Einblick in seine bunte Gedankenwelt rund um Kunst, Kreativität und Ausdruck. 

«Was mich die Beschäftigung mit Kunst gelehrt hat, ist vor allem – zu sehen, ohne sofort zu bewerten. Oft hat mir diese Herangehensweise die Augen für die kleinen, aber bedeutenden Details des Lebens geöffnet, welche das Leben so wundervoll sein lassen. Manchmal hat sie mir auch geholfen, meine Angst zu überwinden, aufzustehen und den Tag anzugehen. Die Hingabe, die Menschen in die Kunst stecken, fasziniert mich immer wieder aufs Neue. So empfinde ich die Begegnungen mit Kunstschaffenden oft als bereichernd.» (René Brodmann) 


Was hat deine Begeisterung für Kunst geweckt?
 

René: In der Gewerbeschule hat unser Fachlehrer für Allgemeinbildung unsere Mechanikerklasse an eine Ausstellung von Luginbühl und Tinguely mitgenommen.  Ich erinnere mich nicht einmal mehr an seinen Namen und damals habe ich vor meinen Mitschülern so getan, als würde mich die Ausstellung überhaupt nicht interessieren und war frech. Gleichzeitig merkte ich, dass die ausgestellten Objekte etwas in mir berührten – etwas, das mir bis dahin fremd war und mich nie mehr losliess. 

 

Welches Projekt oder welche Projekte möchtest du unbedingt noch umsetzen? 

René: Puh, ich werde mich in der Aufzählung beschränken müssen. 

  • Ich möchte noch so oft wie möglich meinem Freund von inchfurniture.ch bei seinen Projekten helfen. Er macht tolle Sachen. 
  • Dann bin ich voller Erwartungen nach Wien gefahren, um mit breadedescalope.com über die Realisierung einer Neuinterpretation einer „Bar Non-lieu“ zu sprechen und werde diese auch bauen. 
  • Ein weiteres grosses Projekt, allerdings wird es erst 2029 fertig sein, möchte ich mit einer guten Freundin zusammen umsetzen. Wir werden in der VoltaNord, gebaut von homebase.swiss eine WG gründen. Ich habe grosse Lust, nochmals etwas Neues zu leben. 


Hast du Lieblingskünstler*innen oder eine spezielle Epoche die dir besonders zusagen?
 

Nein! Es ist aber schon so, dass ich mit älteren Bildern nicht viel anfangen kann. Sie sprechen mich nicht so an. Je mehr ich über ein Bild oder eine Skulptur weiss, umso mehr Zugang erschliesst sich mir dadurch. 


Was bedeutet Kunst für dich?
 

In der Kunst leben meine Vorbilder. Ihre Art zu leben, zu lieben und zu arbeiten inspiriert mich, da ist so vieles Verheissung.

 

Was darf Kunst? 

Keine Ahnung! Ich bin ja nicht die Kunstpolizei. Doch wenn im Zusammenhang mit Kunst die Polizei auftaucht, wird es oft spannend. 

 

Gab es Momente, in denen deine handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten dir in der Sozialpädagogik geholfen haben? 

Ja, viele. Ich habe versucht, mich als jemanden zu zeigen, der selbst auf der Suche ist und Fehler macht. Ich wollte als Mensch berühren und berührt werden. Auch hat es mir oft geholfen, mich im Handwerk von der Arbeit erholen und neue Kraft zu tanken. 

 

Was würdest du mit deiner heutigen Erfahrung jungen Sozialpädago*innen mit auf den Weg geben? 

Ich werde mich hüten, Ratschläge zu erteilen. Das wird meist mehr als Schlag denn als Rat erlebt. Persönlich habe ich immer versucht, die Wahrheit zu sagen, mein Herz auf der Zunge zu tragen und mich selber nicht allzu ernst zu nehmen. 

 

Wie würdest du dich selbst in drei Worten beschreiben, wenn du auf deine Rolle als Sozialpädagoge und die Leidenschaft Kunst/Handwerk vereinen müsstest? 

René: Ehrlich, zugewandt, mit ganzem Herzen.

Die nächste Frage bezieht sich auf dieses Bild 

 

KODAK Digital Still Camera

Was bewegte dich zu dieser Bildauswahl? Wer ist der Künstler*In? 

René: Das Bild wurde als Videoarbeit erdacht und zeigt das Leben der Künstlerin selbst. Ich vermute, das geschah nicht aus Geltungssucht, sondern ganz einfach, weil sie am meisten Bildmaterial von sich selbst hatte und dieses auch kostengünstig zugänglich war. Die einzelnen Portraits verschleiern hier die Zeit eher, als sie sichtbar werden zu lassen. Die Auswahl fand ich passend, weil sich das Bild mit dem Prozess des Erwachsenwerdens befasst. Die Künstlerin heisst Anina Schenker. Vor 30 Jahren haben wir uns beim Bau eines Bühnenbildes kennengelernt. In der Zwischenzeit sind einige weitere Arbeiten für und mit ihr dazu gekommen. Sie wurde mir eine gute Freundin und ist die Gotte eines meiner Söhne. 

Interview geführt von Laura Weinbeer, Sozialpädagogin WG/JUWO 

 

Zitat von René zum Bild, auf das sich die letzte Frage bezieht 

Was mir zu diesem Bild noch eingefallen ist. Fotos sind Momentaufnahmen. Wie sehr, erklärt folgende Rechnung: 

Diese Aufnahmen wurden über den Zeitraum von 30 Jahren gemacht. Das sind 30 Jahre mal 365 Tage à 24 Stunden, à 60 Minuten, à 60 Sekunden, à 125/Sekunde durchschnittliche Belichtungszeit.  Das ergibt 118‘260‘000‘000 Milliarden Momente, aus denen 230 ausgewählt wurden. Was für ein Grössenverhältnis. Wieso messen wir den einzelnen Fotos so viel Gewicht bei? 

 «Als Videoarbeit kann man sehen, dass sich jede Erfahrung in 230 aufeinanderfolgenden Portraits abzeichnen, entstanden während den ersten 30 Jahren eines Lebens.» 

«Freies abfilmen der Fotoserie mit der Handykamera um jenes Gefühl körperlicher Wandlungskontinuität zu vermitteln. Denn mit welchen Gedanken füllt ein*e Betrachter*in die Abstände zwischen den abgefilmten Fotos? Welche Kontinuitäten, welche Brüche, welche Ausgerichtetheiten und Umwege im eigenen Erwachsenwerden erkennt er*sie darin? Welche eigenen Erinnerungen legt er*sie beim Zusehen in diese Momentenfolge eines fremden Lebens?» 

diese Textteile sind der Webseite kleio.com entnommen.  

 

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